Fergunna

Ersterwähnung "fergunna" als Erzgebirge während des Feldzugs gegen die Slawen im Jahr 805 durch Karl den Großen

REGESTA IMPERII

805, Aquis pal.

Entsendung eines heeres unter seinem sohn könig Karl gegen die Böhmen (in terram Sclavorum, qui vocantur Beheimi, Ann. r. Franc. vgl. Guelf.; Cichu-Windones, Chr. Moiss.; in Wenedonia, Ann. s. Amandi). Böhmen wird von 3 seiten angegriffen; Karl rückt durch Ostfranken über das Fichtelgebirge (Hircanus saltus, in der allgemeinen bedeutung allerdings der böhmische wald vgl. no 402a die marschroute und der geplante konzentrische angriff weisen aber auf das Fichtelgebirge) vor, ein zweites heer unter Andulf (über ihn Simson Karl d. Gr. 2,325) und Werimar aus Baiern, ein drittes aus Sachsen und Slaven über Werinofeld (nach Chr. Moiss. 806 ienseits der Saale vgl. auch Förstemann Ortsnamen 892) und Demelcion (das land der Dalmater an der unteren Elbe, Zeuss Die Deutschen und die Nachbarst, 643), deren 'könig' Semela besiegt wird und zwei söhne als geiseln gibt, und über das erzgebirge (super Fergunna, Chr. Moiss. vgl. Zeuss 8,10 n.). Die heere vereinigen sich an der Eger, es erscheinen 'universi principes diversarum gentium' vor könig Karl. Die Böhmen weichen einem kampf aus und ziehen sich in die unwegsamen wälder zurück. Es wird Canburg (nach der gewöhnlichen annahme Kaaden a. d. Eger vgl. auch Palacky Gesch v. Böhmen 1,101 n. 55) belagert, das land bis über die Elbe verwüstet, ein fürst derselben (Lecho ist nicht eigenname, sondern czechisches nomen appellat. = teilfürst vgl. Brandl Glossarium, Brünn 1876, 121) getödtet; mangel an pferdefutter und proviant nötigen zur rückkehr. Chr. Moiss., Ann. Mett. vgl. Ann. r. Franc. (Einh.), Maxim. Guelf. s. Amandi, Altah., Quedlinburg., Flavin. erwähnt V. Karoli c. 14. Als ursache des krieges giebt der Poeta Saxo IV, 164 an: Natio Sclavorum studio satis aspera belli, Quos Behemos vocitant, in se levitate procaci Irritans Francos Caroli commoverat iram. Ein viertes heer war mit einer flotte auf der Elbe bis Magdeburg vorgedrungen und verwüstete dort die gegend Genewana (unbekannt, Förstemann, Ortsnamen 631), Chr. Moiss. - Der name Karls d. Gr. blieb den westlichen Slaven so furchtbar, dass er zu dem appellativum kral = träger der staatsgewalt (auch im böhmischen 'könig') wurde, Miklosich in Denkschr. der Wiener Akad. 21,2.1

Chronik von Moissac

Anno 805. Karolus imperator misit filium suum Karolum regem cum exercitu magno ad Beu-Widines; et alium exercitum cum Audulfo et Werinario, id est cum Baguarios; tercium vero transmisit cum Saxonibus super Werinofelda et Demelcion. Et ibi pugnaverunt contra regem eorum nomine Semela, et vincebant eum, et ille dedit duos filios eius pro fidelitate; et tunc perrexerunt super Fergunna. Et venerunt ad fluvium qui vocatur Agara illi tres hostes insimul, et inde venerunt ad Canburg, qui et illum obsiderunt, et vastaverunt regionem in circuitu, in ista parte Albiae et ultra Albiae. Et postea cum victoria reversus est Karolus rex ad patrem suum in Francia. Quartus vero exercitus perrexit cum navibus in Albia, et pervenit usque ad Magedoburg, et ibi vastaverunt regionem Gene-wana, postea reversi sunt in patriam.2

Fergunna Erwähnung Cod. Paris. lat. 4886 51v
Fergunna Erwähnung Cod. Paris. lat. 4886 51r

Primärquellen

Sonstige Quellen


  1. RI I n. 411b, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0805-00-00_1_0_1_1_0_1101_411b (Abgerufen am 30.01.2023). 

  2. Buch (Monographie) Walter Kettemann (1999): Subsidia Anianensia. Überlieferungs- und textgeschichtliche Untersuchungen zur Geschichte Witiza-Benedikts, seines Klosters Aniane und zur sogenannten «anianischen Reform». S. 999