Freie Presse 22092021 Bergbauverein Thalheim

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Junge Leute holen Spektakuläres zu Tage

Christian Rusch, Maximilian Hilbert, Marko Sehm und Michel Hilbert (von links)

Christian Rusch, Maximilian Hilbert, Marko Sehm und Michel Hilbert (von links) haben die Besucher bei einem Vortrag in die Tiefe der Grube "Wille Gottes" entführt. Die Fotodokumentation (im Bild) gibt es derzeit nur in Kleinstauflage für die Vereinsmitglieder. Foto: Cristina Zehrfeld

Thalheim. Vier Tage der offenen Tür veranstaltet der Bergbauverein Thalheim in normalen Zeiten in der Grube "Wille Gottes", welche seit 2001 als Besucherbergwerk bei der Bergaufsicht registriert ist. Doch zugänglich ist nur ein Bruchteil der unterirdischen Gänge: "Etwa fünf Prozent sind befahrbar. Die restlichen 95 Prozent stehen unter Wasser", verdeutlicht Michel Hilbert das enorme Ausmaß jener Bereiche, die auch Mitglieder des Vereins nicht ohne Weiteres betreten können.

Der 25-Jährige war vor sechs Jahren gemeinsam mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Maximilian und dem 23-jährigen Christian Rusch in den Bergbauverein eingetreten. Schon vorher hatten sich die drei der Erforschung des lokalen Bergbaus verschrieben. Gemeinsam mit Marko Sehm haben sie jetzt in der Stiftung Tholm die wahren Ausmaße der Grube verdeutlicht. Grundlage dafür war ein groß angelegtes Projekt vor drei Jahren. Vom Spätsommer bis Ende November 2018 hatte der Bergbauverein das Wasser aus der Grube geholt. "Wir konnten es auf 35 Meter Tiefe abpumpen, was nur durch die Dürre in dem Jahr überhaupt möglich war. Sieben Tage lang war die untere Sohle frei, deshalb war die Frage, wie wir das in der Kürze der Zeit dokumentieren können", beschreibt Michel Hilbert das Problem. Die Lösung: Während des Projektes wurden insgesamt 3600 Bilder von der Grube aufgenommen. Als die Pumpen schließlich abgeschaltet wurden, war der alte Wasserstand in der Grube binnen eines Monats wieder erreicht. Doch die eigentliche Arbeit stand da erst noch an. Bis jetzt wurde an der Auswertung und Dokumentation gearbeitet.

In einem knapp 90-minütigen Vortrag wurden die Ergebnisse vorgestellt. Alte Gänge bis zum inzwischen verbrochenen, ehemaligen Entwässerungsstollen waren zu sehen. Die etwa acht Meter hohe Radstube, in der einst ein Kunstrad untergebracht war, wurde gezeigt. Reste des durch das Wasser über Jahrhunderte konservierten, hölzernen Grubenausbaus und alte Fahrten sind erhalten. Auch der Fund einer Handpumpe von etwa 1820 wurde dokumentiert. Dabei machte der zweite Vorsitzende des Vereins, Christian Rusch, die Besucher auch mit etlichen Fachbegriffen vertraut. So erklärt er: "Kunst ist im Bergbau Wasser. Das Kunstrad ist also ein Wasserrad." Auch sagt der Fachmann nicht Leiter sondern Fahrt, nicht Wand, sondern Stoß. Christian Rusch ist als gelernter Bergmann (Spezialgebiet Vortrieb und Gewinnung) ein solcher Fachmann. "Es ist wichtig, dass man Fachpersonal hat, denn das wird vom Bergamt gern gesehen", erklärt Michel Hilbert, der selbst Informatiker ist und diese Profession auf besondere Weise in das Projekt eingebracht hat. Aus den 3600 Einzelaufnahmen hat er eine spektakuläre Animation erstellt. Bei dem 15-minütige Animationsfilm wird der Betrachter durch die verschiedenen Sohlen des Bergwerks geführt. Ein 3-D-Modell visualisiert, wo im Berg man sich jeweils befindet.

Mit diesen Ergebnissen ist die Dokumentation des Abpump-Projektes vorerst abgeschlossen. Ein zunächst nur für Vereinsmitglieder erstelltes Buch mit dem Titel "Unterwegs im Thalheimer Bergwerk ,Wille Gottes' - Eine Fototour durch die sonst unzugänglichen Tiefbaue soll allerdings noch in einer bezahlbaren Version publiziert werden. Für die jungen Bergbauenthusiasten ist das jedoch kein Abschluss. Hilbert: "Nach Quellenlage gibt es in Thalheim noch 14 bislang unbekannte Bergbaustandorte." Mithilfe eines Hohlraummessgerätes, welches die Stadt finanziert hat, sollen diese Standorte lokalisiert werden. Einen ersten Erfolg gibt es bereits: "Im Hammergrund haben wir vielversprechende Hohlräume entdeckt. Dabei könnte es sich um den ältesten Bergbau in Thalheim handeln. Die Aufwältigung planen wir für kommendes Jahr", so Hilbert.

Der Vortrag einschließlich des Animationsfilms ist am heutigen Donnerstag ab 18.30 Uhr noch einmal in der Stiftung Tholm zu erleben. Wegen der begrenzten Platzzahl wird um eine Anmeldung unter der Telefonnummer 03721 2690787 gebeten.